Auf dem Matthäikirchhof
Alltags mit den Offiziellen
Weiß ich mich immer gut zu stellen,
Aber feiertags 'was Fremdes sie haben,
Besonders wenn sie wen begraben,
Dann treten sie (drüber ist kaum zu streiten)
Mit einem Mal in die Feierlichkeiten.
Man ist nicht Null, nicht geradezu Luft,
Aber es gähnt doch eine Kluft,
Und das ist die Kunst, die Meisterschaft eben,
Dieser Kluft das rechte Maß zu geben.
Nicht zu breit und nicht zu schmal,
Sich flüchtig begegnen, ein-, zwei-, dreimal,
Und verbietet sich solch Vorüberschieben,
Dann ist der Gesprächsgang vorgeschrieben:
„Anheimelnder Kirchhof [ beinah ein Garten [
Der Prediger läßt heute lange warten”,
Oder: „Der Tote, hat er Erben?
Es ist erstaunlich, wie viele jetzt sterben.”
Zeitung (1895)
[…]
Die besten Plätze sind alle leer,
Was noch lebt, gefällt mir nicht mehr.
Aber wie sie mogeln und sich betören,
Davon mag ich noch gerne hören.
Wie sie sich zanken und sich verhetzen,
Ist mir gar nicht zu ersetzen,
Stöcker, Hammerstein, Antrag Kanitz,
Edler zu Putlitz und Edler von Planitz,
Liu-Tang und Liu-Tschang,
Christengemetzel am Jangtsekiang —
Wie sie mogeln und sich betören,
Davon will ich tagtäglich hören.
[…]
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